OLIVER HENN
Creative Director, Managing Partner
Diplom-Designer (FH) Oliver Henn – geboren 1968 in Heilbronn. Seitdem unterwegs…
PERSONAL INTERVIEW
Warum bist du Designer geworden?
Weil ich Yps gelesen habe 😉 Na ja, ein bisschen stimmt das schon. Schon immer war schöpfen und Neues Schaffen wichtig für mich. Nicht nur gegebenes nutzen sondern die Welt mitgestalten. Ich mache die Welt wie sie mir gefällt! Meine Vorväter waren alle Schriftenmalermeister und auch Malerei war immer um mich herum. Farbe, der Geruch, etwas erneuern, verschönern, haltbar machen, konservieren … Das es mit der Malerei nicht geklappt hat, war zuerst ein herber Schlag (auch in Bezug auf meine angeborene Faulheit – ich dachte alles fällt mir zu) dann entpuppte sich die Ablehnung an der Akademie als Geschenk. Ich lernte die richtigen Menschen kennen und verstand, dass mein Weg nicht der des Künstlers sein wird, sondern der des Designers – wobei sich ein immer vorhandener Bezug der beiden Ausrichtungen nicht ausschließen läßt. Das bedingt ja schon das Schaffen an sich …
Welche Rolle hast du bei stay golden?
ch bin der Alte, der Saurier 😉 Das sind die Fakten – haha – und nebenbei auch etwas die alte Diva. Nun gut, ich bin der Kreativ Direktor. Tatsächlich war das schon seit meiner Zeit als Junior AD der Wunsch… irgendwann bin ich der CD. Das ist ja nun nicht schwierig im eigenen Laden sich den Titel zu geben … nun, ich denke, dass ich in meiner Rolle – die mir auch von meinen Partnern angetragen wurde – ganz gut, und vielleicht sogar etwas mehr als gut ausfülle. Ich brenne einfach für all die Projekte und Dinge, die es zu gestalten, zu kommunizieren gilt.
Welche Bedeutung hat für dich Design?
Und da kommen wir auch schon zum Punkt: Design hat nichts mit verschönern zu tun – es ist ganz essentieller Bestandteil des Daseins. Design ist Bewegung, Wachstum und Veränderung, jeden Moment, nie zu Ende und immer im Diskurs mit der Tatsache des Moments: macht es Sinn, wird es verstanden, wird es angenommen … Hierin besteht ein gewisser Unterschied zu den freien Künsten. Auch Design darf durchaus sinnlos sein, wenn es mich dennoch berührt und meine Sinne befruchtet. Ansonsten hat für mich Design ein klare Aufgabe – immer im Anspruch, so zu gestalten, dass es dem Nutzer den Alltag erleichtert. Wie das aussieht, ist dann Aufgabe eines ausgeprägten Designcharakters.
Seit wann bist Du als Grafikdesigner tätig? Erzähle mir etwas zu deinem bisherigen Werdegang.
Mit Abschluß des Studiums 1999 bin ich offiziell als Designer berufstätig und bestreite mein Leben damit. Natürlich habe ich schon während des Studium meine Erfahrungen in einschlägigen und großen Agenturen gemacht … vom Junior AD bis hin zum CD für weittragende und sehr strategische CI-Projekte (unter anderem Deutsche Post und DHL). Eigentlich kann ich aber auch behaupten, dass ich schon während der Schulzeit als Grafiker tätig war – zumindest wenn man Schulzeitung, Abizeitung, bestimmte Magazinprojekte und fotografische Arbeiten in der Findungsphase zwischen 16 und 22 dazu zählt. Nach dem Abitur habe ich zuerst meine Lehre gemacht – teils aus nostalgischen Gründen – als Junior in der 6. Generation von Malermeistern, war für mich klar, dass ich hier zuhause bin. Nicht Metall und Ingenieur, sondern Farbe und Maler. Es gab auch die Zeit, als die Ausbildung zum Meister im Malerhandwerk an erster Stelle stand. Erst durch den Vater eines damaligen Freundes der selber Designer, Grafik Designer, war wurde mir bewußt das es das sein soll. Dann kam die Bewerbung an den Hochschulen und ich wollte nach Düsseldorf, weil dort in den 90ern eine gute Schriftkultur vorherrschte – und als Sohn und Enkel von Schriftenmalern, war mir Typografie sehr wertvoll und wichtig. So ist es geschehen und damit begann auch schon die Geschichte von stay golden. Hier lernte ich meinen heutigen Freund und Geschäftspartner Helge mehr als kennen. Wir haben zusammen studiert, mit allem was dazugehört 🙂
Worauf bist du im Hinblick auf stay golden besonders stolz?
Helge und ich haben es ohne wirklich große Hilfe und ohne das eigentlich essentielle Vitamin B doch ganz gut geschafft. Wir haben Familien, Freunde, eine Agentur und ein gutes Leben – und entfernt von der eigentlichen Heimat, eine neue Heimat geschaffen. Angekommen zu sein, etwas eigenes aufgebaut zu haben und diesen Traum nach wie vor zu leben – mit unserem Dritten Fellow, Freund und Partner Carsten – darauf bin ich Stolz!
Erzähle mir von einem deiner erfolgreichsten Design-Projekte. Woran machst du diesen Erfolg fest?
Puh! Da erinnere ich mich an die Zeit als ich noch Student war und meine damalige Freundin und heutige Frau mit unserem frischgeborenen Sohn mich an der FH besucht hat – als ich den Kinderwagen durch die Flure schob kam Prof. Teufel dazu und meinte, dass wäre doch dann das herausragendste Design, was man schaffen kann … Neben den wirklich großen Projekten und der Mitarbeit daran – sei als CD oder Designer, war es ein ganz persönliches Projekt, ein Buchprojekt und auch noch pro Bono. Warum es für mich eines der erfolgreichsten war: ich wollte es machen. Habe daran geglaubt und ohne Kompromisse das Ziel angestrebt – alle Fäden gezogen und taktiert – es hat funktioniert und wirkt bis heute nach. Das schönste daran, war und ist in die Augen derer zu schauen, die darin blättern und die Geschichten noch tiefer werden lassen. Ähnliches könnte ich natürlich auch sagen von Projekten für Auftraggeber. Ohne hier ein spezielles zu erwähnen, sind es genau die Projekte, bei denen ich gegen die eigentlichen Wünsche aufbegehre, weil ich davon überzeugt bin, dass es anders sein muß. Wenn das gelingt und angenommen wird, ist es ein besonderer Erfolg.
Was würdest du unbedingt mal gestalten wollen?
Obwohl ich kein Produktdesigner bin – ich bin Designer und meine Spezialisierung habe ich ja erst während des Studiums festgelegt. Ich habe schon Schmuckstücke gestaltet und ganze Räume inszeniert … tatsächlich würde ich gerne Möbel und Leuchten designen. Erstmal rein konzeptionell in Zusammenarbeit mit dem zugehörigen Handwerk … wer weiß.
Design und Werbung sind durchaus schnelllebige Bereiche. Wie stehst du daher zu kurzen Deadlines und ständig neuen Trends?
Kurze Deadlines sind Alltag. Sie verleiten leider dazu oft nur an der Oberfläche zu kratzen und nicht das mögliche Potential auszuleben. Noch schlimmer ist aber, dass es den Auftraggebern tatsächlich reicht. Trends sind langweilig … was interessieren mich Trends. Ob morgen blau die Farbe des Jahres wird, oder Serifen das absolute Must-have des Zeitgeist sind – so what? Ich habe eine Sicht auf die Dinge und nehme mir als Gestalter mit Haltung soviel Arroganz heraus zu behaupten, dass jeder Trend, wenn er dann gewünscht wird, schon überholt ist. Reflektion und Weitblick machen wirkliche Kreativität aus, nicht die von selbsternannten Szenepäpsten inszenierte Meinungsmache! Ein Trend erzeugt auch immer einen Gegentrend – man könnte dazu auch Haltung sagen.
Was machst du, wenn du nicht als Designer arbeitest?
Vieles … Vater sein, Partner sein, Hundehalter sein, Moped fahren, biken – von Mtb bis Road und ganz wichtig – immer Metal hören m/
Wenn du ein Superheld sein könntest, welcher würdest du sein?
Da gibt es nur einen – es ist ein Antiheld: HELLBOY. Warum? Es ist nicht entscheidend als was du geboren wurdest, sondern wie du entscheidest zu leben!